
Was war zuerst da: die Gin-Flasche oder das Motorrad-Bauteil? Diese Frage stellt sich bei diesem Start-up-Produkt. Denn wie das Bauteil in die Flasche gelangen konnte oder ob sie gar um das Bauteil herum gefertigt wurde, das erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Geschweige denn, ob man das überhaupt guten Gewissens trinken kann.

Fangen wir vorne an – beim Gin/Bauteil-Paradoxon. Oder technischer gesagt: bei der Produktentwicklung.
Der Wunsch von Ehinger Kraftrad war es, ein Gin-Flasche herzustellen, die ein Originalbauteil einer historischen Harley-Davidson-Maschine enthält. Ein paar Sonderwünsche gab es natürlich auch: einen individuellen Deckel, ein kleines Podest, Etiketten, Einwickelpapier, eine Plombe mit Prägung, das Ganze in drei Sorten. Verglichen mit der Hauptaufgabe sind das Peanuts neben einem guten Gin Fizz. So glatt, wie derselbe die Kehle herunterläuft, läuft es natürlich nicht in der Produktentwicklung.

Glas in Verbindung mit schwerem Metall ist immer eine heikle Angelegenheit – es bricht schnell. Metall rostet? Auch ein guter Punkt. Zudem ist es nicht lebensmittelecht. Aber wie ein guter Barkeeper verfügen auch wir über ein ganzes Bataillon an Techniken, dank derer das Ergebnis am Ende dann doch noch schmeckte: Glasschleifen, Sandstrahlen, Verchromen, Galvanisieren, Verzinnen, Löten, Schweißen, Heißfolienprägung, Siebdruck, Blindprägung, Offsetdruck und Digitaldruck.

Damit gelang es nicht nur, den Gin lebensmittelecht abzufüllen, sondern auch das Drumherum umzusetzen. Vom bedruckbaren, nicht reißenden, aber wickelbaren Papier bis zur großen Heißfolienprägung. Und das alles in kleiner Auflage. Im Nachhinein verstehen wir selbst nicht, wie wir den wichtigsten Produktionsaspekt, nämlich die Integration des Motorradteils in die Glasflasche, innerhalb von sieben Tagen gestemmt haben. Aber das ist wahrscheinlich wie bei einer guten Party: An das Beste kann man sich hinterher einfach nicht mehr erinnern.
